Welche Rolle spielt die Medizintechnik bei Ihren Beratungen?
Day: Konstruktionen sind nur selten auf Anhieb perfekt. In den Bereichen Medizin und Biotechnologie ist es schwierig, einen Prozess zu verändern, wenn damit vorangegangene Studien nicht mehr gültig sind. Bevorzugt wird ein zertifizierter, geschlossener Prozess, den man nicht mehr ändern muss.
Unser Anliegen ist deshalb, früh an der Planung beteiligt zu werden und schon die in vitro Tests mitzugestalten. Im Gegensatz zu anderen Branchen arbeiten wir hier nicht mit anderen Ingenieuren zusammen, sondern mit Ärztinnen und Ärzten sowie Fachleuten der Biotechnologie. Das erfordert Anpassungen auf beiden Seiten.
Wo liegen die Potenziale der additiven Fertigung in der Medizin?
Day: Das größte Potenzial liegt in individuellen Lösungen für Patientinnen und Patienten. Beispiele sind Zahnimplantate oder Kniegelenke, die nach einem CT-Scan reproduziert und wieder eingesetzt werden können.
Komplexer sind Mittelgesichtsfrakturen, bei denen der strukturgebende Teil eines Gesichts ersetzt werden muss. Ästhetik spielt hier eine wichtige Rolle und die Gestaltungsfreiheit bei der Anpassung individueller Lösungen.
Große Entwicklungschancen sehe ich in der Bio-Medizin. Bei Dialysepatienten werden vereinfacht gesagt Bestandteile des Blutes sortiert und entnommen. Wir können Bauteile herstellen mit komplexen Überströmkanälen, über die wir den gleichen Prozess gestalten, wie mit einer Zentrifuge. Produktionstechnisch eröffnet das neue Dimensionen.