Herr Prof. Bulitta, wozu braucht man ein Innovationslabor?
Prof. Clemens Bulitta: Das Innovationslabor ist ein Projekt im Rahmen der vom BMBF geförderten Initiative "Innovative Hochschule". Im Rahmen dieses Förderprogramms haben wir mit den anderen ostbayerischen Hochschulen gemeinsam einen Antrag unter dem Projektnamen TRIO gestellt. TRIO steht für „Transfer und Innovation Ostbayern“. In unserem Teilprojekt geht es darum, am Beispiel der Medizintechnik zu zeigen, welche Potenziale ein Innovationslabor hat und wie es Technologietransfer und Innovation in einer Region unterstützen kann.
Wer ist Ihre Zielgruppe?
Bulitta: Das sind Unternehmen aus der Region, Akteure aus dem Bereich der Gesundheitswirtschaft oder des sozialen Lebens, wie zum Beispiel Schulen oder Kindergärten. Unser Fokus ist dabei stets der Bereich der Medizintechnik. Wir wollen evaluieren, welche Möglichkeiten eine solche Struktur bietet und welche Angebote benötigt werden. Insbesondere, weil in der mittelständisch geprägten Region Ostbayern wenig Großkonzerne ansässig sind und somit Innovationsstrukturen häufig nicht in den Unternehmen vorgehalten werden können. Es besteht daher stets der Bedarf an Partnern und Drittanbietern. Wir schaffen den kreativen Freiraum, um Innovation zu entwickeln und voranzubringen.
Wie sieht eine Zusammenarbeit mit Ihnen aus?
Bulitta: Es hängt davon ab, in welcher Phase des Innovationsprozesses sich ein Projekt befindet. Von einer Innovation kann man letztlich erst dann sprechen, wenn das Produkt auch im Markt ankommt. Das heißt, es gibt drei Phasen, die wir unterstützen: zunächst die Ideengenerierung, dann die prototypische Umsetzung dieser Idee und schließlich die Kommerzialisierung. Nehmen wir doch das Beispiel, dass eine Firma das Konzept eines bestehenden Produktes weiterentwickeln möchte. Zur Ideengewinnung können zum Beispiel Kreativitätstechniken angewendet werden. Das Innovationslabor bietet dafür das entsprechende kreative Umfeld. Darüber hinaus ist es entsprechend einem Makerspace ausgestattet zum Beispiel mit einem 3D-Drucker. So können Prototypen hergestellt oder simuliert werden. Auch mikroelektronische Komponenten sind vorhanden. Man probiert aus, man versucht etwas und bekommt, wenn nötig sogar Beratung, die den Marktzugang betrifft. Wir wollen neben diesen drei Phasen auch drei vernetzte Angebote schaffen. Das physikalische Labor bei uns vor Ort, um die Prototypenphase und die Inkubatorphase zu unterstützen, existiert bereits. Wir möchten darüber hinaus ein zusätzliches mobiles Innovationslabor etablieren, das direkt zu den Unternehmen fahren kann. Die dritte Komponente wird virtuell sein. Wir möchten Angebote über das Internet zugänglich machen. Dort können dann zum Beispiel Konzepte wie Open Innovation umgesetzt werden. Wir entwickeln derzeit noch verschiedene weitere Angebote und setzen dabei auf ein Geben und Nehmen mit unseren Partnern. Wir haben also die Infrastruktur und wir haben das Personal, um die Unternehmen zu unterstützen.