Sie entwickeln auch kundenspezifisch. Welche Anwendungen oder Einsatzbereiche decken die Mikrodisplays ab? Was ist noch denkbar?
Wartenberg: Über die oben erwähnten Anwendungen hinaus, sind Mikrodisplays natürlich wesentlicher Bestandteil von VR-/AR- und MR-Brillen. Auch als Navigationsanzeigen in Fahrrad- und Motorradhelmen sind sie nützlich, nicht zu vergessen in industriellen Anwendungen wie in der Logistik, der Anlagenwartung und der Montage. Da es sich um Mikrochips handelt, sind wir in der Lage, weitere Funktionen zu integrieren, wie zum Beispiel Sensoren. Damit sind intelligente Mikrodisplays möglich, wie beispielsweise unsere bidirektionalen Mikrodisplays. Diese enthalten neben dem Display eine Kamerafunktion. Dies ist für eine Vielzahl von Anwendungen interessant, unter anderem in der medizinischen Diagnostik und Therapie aber auch in der Sicherheitstechnik als hochaufgelöster, optischer Fingerprint-Sensor oder auch in industriellen Anwendungen.
Ein paar ganz konkrete Beispiele: In Pandemiezeiten können die Displays in Kombination mit einem Wärmesensor dem Pflegepersonal anzeigen, ob eine Patientin oder ein Patient Fieber hat; die im bidirektionalen Mikrodisplay integrierten Sensoren können zum Eyetracking genutzt und so körperliche Einschränkungen in der Interaktion überwunden werden; oder in der Metallverarbeitung kann das Wärmebild an einer Schweißnaht verfolgt werden. Dies sind Beispiele für das umfangreiche Anwendungsgebiet von Mikrodisplays im Near-to-eye Bereich.
Was sind die kleinsten Mikrodisplays im FEP-Portfolio und wie klein ist noch möglich?
Wartenberg: Die Größe eines Mikrodisplays wird immer aus der Applikation abgeleitet und ergibt sich aus den Parametern Auflösung, das heißt wie viele Pixel können dargestellt werden und der Größe der Pixel, welche in der Regel durch Optik und CMOS Technologie vorgegeben werden. Weiterhin spielt eine Rolle, ob es sich um ein monochromes Display, das heißt in diesem Falle wird nur ein (sub-)Pixel oder um ein farbiges Display, dann werden in der Regel ein rotes, grünes und ein blaues Subpixel benötigt, handelt. Am Fraunhofer FEP forschen wir in unterschiedlichen Richtungen. Neben dem offensichtlichen Trend zu immer kleineren Pixeln umfasst dies aber auch die Erforschung effizienter und an die Applikation angepasster CMOS-integrierbarer Lichtquellen, neuartiger hochintegrierter CMOS-Schaltungen und System-on-Chip (SoC) Lösungen sowie die Umsetzung von kundenspezifischen Spezialdisplays und Prozessen.