Kann das Laserverfahren noch für andere Prozesse in der Produktion von Medizintechnikgeräten eingesetzt werden?
Franke: Das Verfahren eignet sich auch zur Reinigung von Bauteilen und deren Oberflächen. In der Fertigung von Medizinprodukten kommt es bei Zwischenschritten oder zur Endreinigung des Produktes zur Anwendung. Es kommt auch dort zum Einsatz, wo auf klassische Reinigungsverfahren, die auf verschiedenen Reinigungsmedien basieren können, verzichtet werden muss. Oder bei Bauteilen, bei denen nur lokal begrenzte Funktionsbereiche für eine Reinigung relevant sind und der Rest des Bauteils nicht.
Beim Lasermikroschneiden können Sie auch Mikrofluidiken für Lab-on-a-Chip-Systeme herstellen. Wie funktioniert dies?
Franke: Es gibt verschiedene Strategien und Methoden. In vielen Fällen wird der Ansatz verfolgt, dass man aus einem Material die Grabenstrukturen beziehungsweise Kanäle heraus fräst oder abträgt. Man generiert einen Volumenabtrag und schafft dadurch in der Oberfläche Kanalstrukturen. Am Fraunhofer IWS haben wir eine Alternative entwickelt. Wir nutzen den Laser als Schneidwerkzeug, um dünne Kunststofffolien aus angepassten Materialien, je nachdem welche Anwendung dahintersteht, zu trennen. Dies erreichen wir, indem wir in die einzelnen Lagen von Kunststoff Kanalstrukturen hineinschneiden. Die Folien werden dann im nächsten Schritt übereinandergestapelt, sodass man sehr frei und flexibel komplexe, auch dreidimensionale Mikrofluidiksysteme fertigen kann. Man hat dabei große Freiheiten bezüglich des Designs und der Gestaltung dieser Systeme. Darüber hinaus geht es sehr viel schneller als ein Volumenabtrag. Das Verfahren ist in der Gesamtprozesskette somit sehr effizient. Man kann hier von einer Hochdurchsatztechnologie sprechen, sodass wir nicht nur einzelne Mikrofluidikchips fertigen können, sondern durchaus auch größere Anzahlen, auch mit variierenden Geometrien oder Auslegungen.