Silicon-Adhäsive sind wahre Schätze für die Wunderversorgung. Sie sind biokompatibel und lösen keine allergischen Reaktionen aus. Das Beste ist: Sie haften, ohne mit der Wundfläche zu verkleben und vermindern Schmerzen beim Ablösen extrem. Und es kommt noch besser:
In einer Studie konnte das Unternehmen WACKER belegen, dass Pflaster mit Silicon basierten Gel-Systemen verschiedene Wirkstoffe deutlich verbessert freisetzen können als herkömmliche Systeme.
Sensoren und Wearables befestigen
Wirkstoffe über die Haut freisetzen
Wunden sanft und sicher versorgen
Wie können Silicongele die Wunderversorgung verbessern?
Gerade Menschen mit empfindlicher oder vorgeschädigter Haut profitieren davon, wenn ihre Haut bei Verbandswechseln nicht noch mehr irritiert oder sogar verletzt wird. Die Wundheilung ist beschleunigt und die Narbenbildung minimiert, weil das Gel ein feuchtes Wundmilieu fördert. So verkrusten Wunden nicht. Außerdem sind sie luft- und dampfdurchlässig und bieten eine optimale Heilungsumgebung.
Die Langzeitversorgung chronischer Wunden ist deshalb ein idealer Einsatzort. Ein Behandlungsfeld, das hiervon besonders profitiert, ist die Stomaversorgung, erklärt Dr. Thomas Gröer, Leiter Anwendungstechnik bei WACKER:
Smarte Anwendungen: Sichere Haftung für Sensoren und Wearables
Auch im Bereich tragbarer Medizintechnik eröffnen Silicongel-Adhäsive neue Möglichkeiten. Sensoren, Pflaster oder Wearables müssen oft über längere Zeit zuverlässig auf der Haut haften – ohne Reizungen oder Haftungsverlust durch Schweiß und Bewegung. Hier spielen die weichen, atmungsaktiven und repositionierbaren Eigenschaften der Silicongel-Systeme ihre Stärken aus.
Zudem ermöglichen sie eine stabile Anbindung empfindlicher Elektronikkomponenten, ohne das Trägermaterial oder die Haut zu belasten. Dadurch eignen sie sich besonders für Anwendungen in der kontinuierlichen Überwachung von Vitalparametern, beispielsweise bei Herzfrequenz-, Glukose- oder Temperaturmessungen. In Kombination mit bioverträglichen Sensorstrukturen entsteht so eine Schnittstelle zwischen Körper und Technik, die langfristig komfortabel und sicher bleibt – ein wichtiger Schritt hin zu einer neuen Generation smarter, körpernaher Medizinprodukte.
Studie mit wegweisenden Resultaten: Freisetzung von aktiven Wirkstoffen
Nicht nur in der Wundversorgung und bei smarten Anwendungen, sondern auch im Einsatz als Träger für Wirkstoffe können die Silicongel-Systeme punkten. Im White Paper "Transdermale therapeutische Systeme" (10/2025) veröffentlichte die WACKER gerade Studienergebnisse, die eine besonders effiziente Freisetzung von Wirkstoffen aus Pflastern mit Silicongel-Adhäsiven belegt.
Beispiel: Retinol-Abgabe
In der Studie wurden unter anderem Koffein, Vitamine und Ibuprofen getestet. Im Vergleich zu kommerziellen Referenzprodukten konnte dabei eine überdurchschnittliche Wirkstoffabgabe erzielt werden. Ein weiterer getesteter Wirkstoff war Retinol. In der folgenden Grafik werden die Unterschiede zu Vergleichsprodukten in der Freisetzungsrate besonders deutlich:
Vorteile von Silicongel-Patches
Höhere Wirkstofffreisetzung teilweise 2–10× mehr innerhalb der ersten Stunden, bei Vitamin E sogar 500× höher als bei Vergleichspflastern.
Besonders geeignet für lipophile/hydrophobe Wirkstoffe z. B. Retinol, Vitamin E, Curcumin
Stabile Einbettung von Wirkstoffen ohne Zersetzung
Anpassbare Profile die mit klassischen Pflastern schwer erreichbar sind
Medizinische Möglichkeiten
Pharmazeutisch gezielte Wirkstoffabgabe (z. B. Schmerzmittel wie Ibuprofen, Kortikosteroide wie Dexamethason, Schlafmittel wie Melatonin).
Langzeit-Therapien konstante Blutspiegel ohne Magen-Darm-Belastung, bessere Compliance
Pädiatrie & Geriatrie Pflaster, die sich schmerzfrei entfernen lassen → bessere Akzeptanz bei Kindern und älteren Personen
Orthopädie/Prothetik Patches mit hautberuhigenden Wirkstoffen (z. B. Aloe Vera) bei Hautbelastung durch Prothesen
Kosmetik & Wellness Beauty-Patches mit Retinol, Vitamin E, Koffein, pflanzlichen Inhaltsstoffen
Nachhaltigkeit: Silicon-Adhäsive mit niedrigerem CO2-Fußabdruck
Während Silicon-Adhäsive immer mehr Funktionen übernehmen können, rücken Umweltaspekte zunehmend in den Fokus. WACKER arbeitet daran, bis zum Jahr 2030 alle ihre Produkte so zu gestalten, dass sie definierte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
Deshalb werden schon jetzt Siliconprodukte auf Basis von Biomethanol umgestellt, wodurch fossile Ressourcen gespart werden. Im Bereich der Silicon-Adhäsive gibt es jetzt auch ein Produkt mit niedrigerem CO2 Fußabdruck. So können auch die Firmen, dieses Silicongel in ihren Produkten nutzen, ihre Nachhaltigkeitsziele besser erreichen. Und dafür müssen sie ihre Produktionsform nicht einmal umstellen!
Siliconbasierte Gelsysteme zeigen eindrucksvoll, wie eng Materialwissenschaft und Medizintechnik heute verknüpft sind. Ihre speziellen Eigenschaften ermöglichen präzisere Wirkstoffabgabe, stabile Haftung und eine schonende Anwendung auf der Haut.
Autorin: Natascha Mörs | Redaktion COMPAMED.de
Seit beinah 20 Jahren schreibt und dreht die Multimedia-Redakteurin Natascha Mörs für COMPAMED.de. Sie gibt gerne Einblicke in die Details von Materialien, miniaturisierten Komponenten und führt Gespräche mit Zulieferern aller Bestandteile, die Medizintechnik erst möglich machen.