Dr. Borcherding, Sie entwickeln im Verbundprojekt SCABAEGO ein neues Material für ein Stützgerüst zur Knochenheilung, wie es zum Beispiel nach Knochenbrüchen gebraucht wird. Woraus genau besteht das Komposit?
Dr. Kai Borcherding: Wir bringen zwei Materialien zusammen: Ein biologisch abbaubares Polymer namens Polycaprolacton, abgekürzt PCL, und bioaktives Glas. Das PCL wird mit dem Glas und einem Lösungsmittel gemischt und dann über mehrere Stufen prozessiert. Zum Ende des Prozesses wird das Lösungsmittel durch Trocknung entzogen und das zurückbleibende Komposit fein granuliert. Zusammen ergibt sich daraus ein bioaktives Komposit, aus dem mithilfe der additiven Fertigung ein Scaffold hergestellt wird. Dieses kann für Patientinnen und Patienten individuell angefertigt werden, indem die Druckvorlage aus einer CT-Aufnahme des Defektes hergestellt wird. Jedes Scaffold ist somit einzigartig.
Eine Herausforderung unseres Projekts ist es allerdings, einen Aufbereitungsweg zu finden, der für einen hohen Durchsatz im Industriemaßstab geeignet ist. Wir wollen eine Kompositmischung, die sowohl die positiven Eigenschaften von Glas berücksichtigt als auch die nötige Festigkeit des Scaffolds ermöglicht. Bislang haben wir mit einem 10- bis 30-prozentigem Anteil des bioaktiven Glases im Scaffold experimentiert.
Sie sind also noch auf der Suche nach dem optimalen Mischungsverhältnis?
Borcherding: Ja, richtig. Von der technischen Seite her haben wir zunächst verschiedene Konzentrationen hergestellt. Bioaktives Glas ist recht hart, deshalb muss es in dem Kunststoff optimal verteilt werden, damit das Komposit für den späteren Druck geeignet ist. Allerdings: Je mehr Füllstoff im Komposit ist, desto schwieriger ist es zu drucken. Diese Hürde haben wir jedoch meistern können. Schritt zwei wird nun sein, dass wir die positiven Eigenschaften des bioaktiven Glases für das Scaffold nachweisen.