Welche Rolle spielen die Polymere dabei?
Schubert: Redox-aktive Polymere beziehungsweise Redox-aktive organische Moleküle stellen eine Möglichkeit dar, kritische, toxische beziehungsweise teure Metalle als Aktivmaterialien in Redox-Flow-Batterien zu ersetzen. Dies ermöglicht auch eine signifikante Reduktion des CO2-Footsprints von Batterien. Polymere können auch aus nachwachsenden Rohstoffen oder Power-2-X Technologien (das heißt, auch unter Nutzung von regenerativen Energien) hergestellt werden. Weiterhin können bei Polymer-basierten Redox-Flow-Batterien auch günstige Größenausschluss-Membranen eingesetzt werden, was die Kosten der elektrochemischen Zellen wesentlich reduziert. Weiterhin können so Batteriesysteme konstruiert werden, die keine Säure benötigen, das heißt, Salzwasser mit neutralem pH-Wert verwenden.
Welche Ziele möchten Sie im Projekt "FutureBAT" erreichen?
Dr. Schubert: Im Rahmen des ERC-Advanced-Grant-Projektes wollen wir die nächsten Generationen von Polymer-basierten Redox-Flow-Batterien entwickeln. Hierzu wollen wir nicht nur die chemischen Redox-aktiven Moleküle erweitern, sondern auch neue polymere Träger einführen, die Polymerarchitekturen variieren, neue Sensorsysteme etablieren und radikal neue Betriebskonzepte erforschen. Damit sollen zum Beispiel die Energiedichten erhöht und das Temperaturfenster erweitert werden. Damit könnten solche Batterien beispielsweise auch ohne Kühlung im Sommer unter Sonneneinstrahlung betrieben werden, oder auch in unterirdischen Kavernen Anwendung finden.
Im besten Fall gelingt Ihnen all das. Was macht die Batterie der Zukunft dann aus und wo könnten ihre Anwendungsgebiete liegen?
Dr. Schubert: Einerseits wären Anwendungen in Krankenhäusern sowie in dezentralen medizinischen Einrichtungen machbar. Auch der Einsatz in Quartierslösungen zur Speicherung von elektrischer Energie in Stadtteilen oder Dörfern sowie großen Wohnanlagen ist sehr gut vorstellbar. Andererseits reichen die Anwendungsgebiete von Polymer-basierten Redox-Flow-Batterien vom Einsatz in Solar- und Windparks, auf Fährschiffen und zur Versorgung von Containerschiffen im Hafen bis zum pumpbaren Flüssigtreibstoff in kommunalen Abfahrzeugen.