Frau Dr Beshchasna, Sie haben eine verbesserte Stentbeschichtung entwickelt. Können Sie kurz erläutern, wie Stents bislang beschichtet wurden?
Dr. Natalia Beshchasna: Es gibt unterschiedliche Stents, sowohl auf dem Markt als auch in der Forschung. Zum einen gibt es metallische Stents aus Edelstahl, Kobalt-Chrom-Legierungen oder Nitinol. Diese Stents werden überhaupt nicht beschichtet. In Zusammenhang mit diesen Stents kommt es jedoch häufig zu Komplikationen. Nach einer Implantation kann es beispielsweise zu Entzündungsreaktionen oder der Verengung der Blutgefäße kommen. Um solche Komplikationen zu verhindern, werden Beschichtungen eingesetzt. Diese sind dazu da, die Biokompatibilität und Bioverträglichkeit der Implantate zu verbessern. Eine Möglichkeit ist die Beschichtung aus Titanoxinitrid, eine Mischung aus Titan, Sauerstoff und Stickstoff. Diese Beschichtung gehört zu den besten Lösungen und wurde auch von uns eingesetzt.
Sie haben also eine bestehende Beschichtung verbessert?
Beshchasna: Es stimmt, die Idee an sich ist nicht neu. Es gibt bereits einige Produkte auf dem Markt. Allerdings existiert noch keine ideal-homogene Beschichtung. Aufgrund der komplexen Struktur der Stents kann man die Beschichtungen bisher nur unregelmäßig auftragen. Auch die Haftung der Beschichtung an den Stents ist teilweise problematisch und noch verbesserungswürdig. Wir haben versucht, die Qualität dieser Beschichtung zu verbessern.
Es ist bekannt, dass die Anteile von Sauerstoff und Stickstoff in der Beschichtung deren Eigenschaften wesentlich beeinflussen, weshalb wir versucht haben, ein optimales Verhältnis der beiden Stoffe zu finden. Wir haben verschiedenste Beschichtungen hergestellt, die mechanischen Eigenschaften, die Zellkompatibilität und die Haftung an der Stentoberfläche untersucht und so herausgefunden, welche Beschichtung die besten Eigenschaften besitzt. Unser Ergebnis: Das optimale Verhältnis von Sauerstoff zu Stickstoff liegt bei 3:5.
Neben der verbesserten Beschichtung war ein weiteres Ziel die Entwicklung einer verbesserten Beschichtungsanlage für die Stents. Auch hier haben wir eine Reihe an Verbesserungen durchgeführt, unter anderem haben wir den Abscheidungsprozess technologisch weiterentwickelt. Das verbessert die Verträglichkeit der Stents. Es gelang, die Bedeckungsrate der Stents mit der Beschichtung um zehn Prozent zu steigern. Statt bei 80 Prozent liegt sie nun bei 90 Prozent.