Wenn diese Lampen derzeit noch nicht erhältlich sind, bleiben für Altenheime, Schulen, Kitas und Unternehmen nur Luftreiniger. Halten diese denn, was sie versprechen?
Hessling: Das untersuchen wir gerade. Wie bereits gesagt, können Hersteller keine Sicherheitsgarantie geben, dass ihre Luftreiniger auch bei SARS-CoV-2 Viren wirken. Aus dem einfachen Grund, dass man dies noch nie getestet hat. Es ist jedoch vielversprechend, dass diese Systeme mit den "alten" Quecksilberdampflampen arbeiten. Das müsste aus unserer Sicht gut funktionieren. Aber man muss bei den Luftreinigern sehr genau hinschauen, unter welchen Bedingungen getestet wurde. Mit welchen Viren gearbeitet wurde oder wie Aerosole getestet wurden. Ich persönlich halte einen Einsatz in den genannten Einrichtungen jedoch für sinnvoll. Natürlich können auch Luftfilter keine 100-prozentige Sicherheit bieten. Wenn zwei Schüler zu nahe beieinandersitzen, kann es passieren, dass die Luft nicht erst durch den Filter geht, bevor sie beim anderen ankommt.
Um jedoch etwas mehr Sicherheit zu geben, führen wir derzeit eine Masterarbeit durch, die einen Plausibilitätsnachweis für Luftreiniger entwickelt. Wir haben hier im Labor eine Teststrecke aufgebaut. Dort vernebeln wir Bakterien und Viren, geben diese in den Luftreiniger und überprüfen dann, inwieweit sich die Konzentration verändert. Wir arbeiten mit Phagen, die einen ähnlichen Aufbau wie das Coronavirus haben. Die Ergebnisse sind bislang sehr vielversprechend.
Ebenfalls vielversprechend sind Ihre Studien zum "beleuchteten" Tubus, den Sie bereits kurz vorgestellt haben. Wie genau gehen Sie dort vor?
Hessling: Wir arbeiten hierfür eng mit Frau Prof. Spellerberg vom Uniklinikum Ulm zusammen. Sie hatte die Idee, Licht zur Desinfektion "im Menschen" zu nutzen. Denkt man an die Beatmung auf der Intensivstation, geht man in der Regel davon aus, diese rettet schwer kranken Menschen das Leben. Das ist auch häufig so, doch sie kann ebenfalls zu großen Problemen führen. Denn wenn man länger als fünf Tage beatmet wird, dann können Keime über den Endotrachealtubus in die Lunge wandern. Dies führt zu Lungenentzündungen, die bei den geschwächten Patienten teilweise zum Tod führen. Wir bauen blaue LEDs – also sichtbares und damit für die menschlichen Zellen unschädliches Licht in den Tubus ein und bestrahlen damit die Keime, sodass sie inaktiviert werden. Im Labor hat das schon wunderbar funktioniert, sodass wir nun den nächsten Schritt gehen können und es nun bald an Schweinen testen.