Herr Radermacher, Sie fertigen für Ihre Kunden Anlagen für die Ethylenoxidsterilisation. Können Sie zunächst einmal das Verfahren an sich erklären?
Patrick Radermacher: Unsere Kunden sind Medizinproduktehersteller und Serviceanbieter von Sterilisationsdienstleistungen. Wir sind wie gesagt aktiv im Bereich der Konzeption, der Herstellung, der vor Ort Installation und Inbetriebnahme von Ethylenoxid Sterilisationsanlagen. Dieses Verfahren ist eines der zwei industriell genutzten Sterilisationsverfahren. Circa 50 bis 55 Prozent der weltweit produzierten Medizinprodukte werden mit Ethylenoxid sterilisiert. Das andere industrielle Verfahren ist die Strahlensterilisation.
Das gasförmige Ethylenoxid wird in einer hermetisch abgedichteten Kammer eingelassen. In dieser Kammer befinden sich die zu sterilisierenden Medizinprodukte. Das Gas dringt durch die verschiedenen Verpackungsarten hindurch und tötet Bakterien, Viren und Pilze, die auf den Oberflächen der Produkte vorhanden sind, ab. Das heißt, dass der Reproduktionsprozess der Zellen auf mikro-biologischer Ebene unterbrochen wird und die Produkte somit steril werden.
Medizinprodukte sind so verpackt, dass sie nach der Sterilisation auch in Arztpraxen oder Krankenhäusern sicher gehandhabt werden können, ohne die Sterilität der Produkte infrage zu stellen oder die Produkte zu verunreinigen. Denn das würde katastrophale Folgen für die Patienten haben, da es bei ihnen bedingt durch unsterile Medizinprodukte, eventuell zu Infekten während der Behandlung kommen würde.
Sterilisieren Sie mit dem Gas nur die äußere Verpackung oder gleichzeitig auch den Inhalt?
Radermacher: Es ist so, dass die primäre Verpackung der Medizinprodukte mit einer zum Teil gasdurchlässigen Folie - der sogenannten Tyvek Folie - ausgestattet ist. Das Gas arbeitet sich langsam vor, erstmal durch die verschiedenen Kartonageschichten, durch die Tyvek-Folie der primären Verpackung, bis hin zu den Medizinprodukten. In dieser Hinsicht werden sowohl die Medizinprodukte als auch die kompletten Verpackungen sterilisiert.
Welche Produkte können mit Ethylenoxid sterilisiert werden? Gibt es Ausschlusskriterien?
Radermacher: Die Ethylenoxid-Sterilisation ist ein produktneutrales Verfahren, bei dem die technischen Eigenschaften der eingesetzten Werkstoffe der Medizinprodukte nicht verändert werden. Darüber hinaus handelt es sich um ein sogenanntes Kaltgassterilisationsverfahren (Temperatur zwischen 45 und 55°C), das sich perfekt für die Sterilisation von sogenannten thermolabilen bzw. Einweg-Medizinprodukten eignet. Aus verständlichen Gründen können letztere nicht mit dem Heißdampfsterilisationsverfahren (Temperatur circa 130°C) sterilisiert werden. Die Strahlensterilisation (Gamma oder X-Ray) kann auch nicht umfänglich genutzt werden, da dieses Verfahren die technologischen Eigenschaften gewisser Kunststoffe während des Sterilisationsprozesses nachteilig verändert – zum Beispiel wird PVC durch eine intensive Bestrahlung spröde.