Herr Dr. Šmejkal, auf welches Problem konzentrieren sich Ihre Forschungen?
Dr. Libor Šmejkal: Viele faszinierende und technologisch wichtige Komponenten in der Nanoelektronik beruhen auf Ferromagnetismus. Ein berühmt-berüchtigtes Beispiel ist der magnetische Lesekopf der Festplatte im Computer. Das Problem ist, dass Ferromagneten Streufelder erzeugen, die die Skalierung von Geräten einschränken und andere Teile der Elektronik stören können. Sie können auch die Zustände mit geringer Dissipation zerstören, die für die Entwicklung der nächsten Generation von Nanoelektronikgeräten vielversprechend sind.
Ferromagnete sind auch oft stark metallisch, was die Trennung der Zustände mit geringer Dissipation von den anderen herkömmlichen Zuständen, die Energie verlieren behindert und die Leistungsfähigkeit des Gerätes einschränken.
Einerseits benötigt man sie also, um den Effekt zu erzielen, und andererseits sind sie jedoch ein Hindernis. Die dissipationsfreie Grenze des Hall-Effekts wurde nur bei sehr niedrigen Temperaturen von minus 200 Grad Celsius oder bei extrem großen angelegten Magnetfeldern beobachtet. Sie können sich aber sicherlich vorstellen, dass Ihr Computer oder einige medizinische Anwendungen natürlich keinen großen Kühlschrank oder Magneten enthalten können.
Interessanterweise wurde in den 1930er Jahren eine andere Art von Magneten entdeckt, die als Antiferromagnete bezeichnet werden. Antiferromagnete haben antiparallele Momente in den Kristallen. Wenn Sie in den atomaren Bereich im Material zoomen, sind die Momente nicht alle in eine gleichmäßige Richtung ausgerichtet, wie das bei Ferromagneten der Fall ist, sondern sie sind wie eine Art Schachbrett orientiert: Auf, ab, auf, ab und so weiter (in Abbildung 1 in Rot und Blau markiert).
Viele Jahrzehnte lang glaubten Wissenschaftler, dass diese aufgrund der wechselnden Ausrichtung ihrer Momente keine Effekte hervorrufen, die in Ferromagneten vorhanden sind. Und das bringt uns schließlich zu unserer Entdeckung von "ferromagnetischen Effekten" in antiferromagnetischen Substanzen. Wir haben uns folgende Frage gestellt: Ist es überhaupt möglich, die unerwünschten dipolaren Magnetfelder zu unterdrücken, ohne die magnetischen Effekte selbst zu zerstören? Können wir einige Systeme finden, die für Anwendungen besser geeignet sind?
Dabei haben wir herausgefunden, dass wir das Material antiferromagnetisch halten können, wenn wir in einem Schachbrett-artigen Antiferromagnet-Käfig nichtmagnetische Atome auf raffinierte Weise verteilen. Jedoch beginnen diese, magnetische Effekte zu zeigen! Wir simulierten praktisch die relativistischen quantenmechanischen Effekte solcher Materialien mit dem Supercomputer (Abbildung 2). Dabei stellten wir fest, dass im Gegensatz zu dem, was allgemein bekannt ist, in diesen Materialien eine neue Form von Magnetisierungsdichte und Hall-Strom entsteht!
Wenn man die herkömmlichen Magnete wie Eisen betrachtet, sind die Magnetisierungsdichten sehr symmetrisch und sehen aus wie Ballone um die Atome. Viele herkömmliche Antiferromagnete weisen auch sehr kugelförmige Magnetisierungsdichten auf (siehe Abbildung 1 links). Leider kompensieren die magnetischen Effekte präzise die entgegengesetzt polarisierten sphärischen Magnetisierungswolken. Wir stellten erstaunt fest, dass die Magnetisierungsdichten in unserer neuen Art von Antiferromagneten eher wie Hanteln geformt sind. Diese neue Verteilung der magnetischen Dichte führt nicht zu einer Kompensation der magnetischen Effekte wie des Hall-Stroms, wie aus den in Abbildung 1 rechts gezeigten anisotropen Formen intuitiv zu erkennen ist.
Gleichzeitig integrieren sich die Magnetisierungsdichten jedoch auf null, sodass es keine Streufelder gibt. Und das ist genau das, was wir erreichen wollten: All die großartigen magnetischen Effekte und sich bewegenden Elektronen ohne Dissipation bei Raumtemperatur und ohne Streufelder! Der nächste Schritt besteht darin, diese Elektronen an die Kanten zu drücken, da wir dann die Zustände entfernen könnten, die in der Masse verbleiben. Diese sind sehr leitfähig und verringern die Effizienz. Dann wären wir dem Traum sehr nahe, nur diese dissipationsfreien Zustände bei Raumtemperatur in einer perfekt kompensierten antiferromagnetischen Substanz zu haben