Gibt es einen Automatismus, dass Standards regelmäßig überarbeitet werden?
Hoyer: Ja, den gibt es. Gemäß beispielsweise des DIN e.V. findet die Überprüfung einer Norm spätestens alle 5 Jahre nach Veröffentlichung statt. Wenn es sich um Spezifikationen handelt spätestens alle 3 Jahre. Die Vorgaben hierzu definieren zum Beispiel die ISO oder das DIN (Deutsches Institut für Normung).
Denken Sie, die Additive Fertigung wird künftig noch mehr Raum in der Medizintechnik einnehmen? Werden klassische Medizinprodukte vielleicht sogar verdrängt werden?
Schlagintweit: Dass klassische Medizinprodukte verdrängt werden, glaube ich nicht. Man muss sich immer fragen: Macht es Sinn, das AM für dieses Medizinprodukt zu verwenden? Aber in Kundengesprächen merke ich, dass diese Frage mittlerweile häufiger mit „Ja“ beantwortet wird.
Hoyer: Man muss aber auch deutlich sagen, dass man nicht ein bestehendes Design einfach umstellen kann, um es mit AM zu fertigen. Dafür muss die Konstruktion und das Design angepasst werden. Und das unterschätzen viele. Man kann sich nicht einfach einen Drucker kaufen und den Prozess darauf umstellen. Die Herausforderung besteht darin, erst mal umzudenken, dass man Produkte ganz anders designen kann. Es ist eine große Chance. Besonders im Bereich der Spezialanfertigungen. Zum Beispiel für Tumorpatienten, die Knochenersatzimplantate außerhalb der Serienprodukte benötigen.
Wie sind denn die Rückmeldungen zu Ihrem Whitepaper bisher?
Schlagintweit: Wir haben bereits sehr positive Rückmeldungen bekommen. Aber auch über kritische/konstruktive Anmerkungen würde ich mich freuen, denn nur so können wir Standards und den Stand der Technik weiter verbessern!