Das Projekt INNO4COV-19 startete im Höhepunkt der Corona-Pandemie Ende 2020 und zielte ab auf die effiziente und rasche Kommerzialisierung neuer Produkte zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie und deren Folgen und zur Bekämpfung zukünftiger Pandemien. Zu diesem Zweck arbeiteten elf Partner aus sieben europäischen Ländern zusammen und etablierten eine Open-Access-Plattform. Diese bietet die Expertise, das Netzwerk und den Service zur Bewertung, Entwicklung, Aufskalierung und Pilotproduktion innovativer Produkte und entsprechender Technologien im Zusammenhang mit COVID-19. Darüber hinaus wurden innerhalb des Projektes weitere 30 Firmen aus verschiedenen Bereichen, die von der Medizintechnik über Umweltüberwachungssysteme, Sensoren bis hin zu künstlicher Intelligenz und Data Mining reichen, direkt gefördert und nutzten die etablierte Plattform.
Das Fraunhofer FEP entwickelte innerhalb des Projektes Elektronenstrahltechnologien für die Sterilisation von Textilmaterialien auf großen Flächen und den entsprechenden mikrobiologischen Nachweis. Weiterhin wurde ein handliches System zur kontinuierlichen Überwachung der Körpertemperatur zur frühestmöglichen Erkennung von infizierten Personen mittels OLED-Mikrodisplay-Technologie realisiert.
Entstanden ist nun ein portables, handliches Gerät mit integrierter Wärmekamera. Entwicklerin Judith Baumgarten vom Fraunhofer FEP erklärt das System: "Für dieses Überwachungssystem zum kontaktlosen Temperaturscreening haben wir auf unser langjähriges Know-how in der OLED-auf-Siliziumtechnologie und dem IC-Design zurückgegriffen. Basis des Systems ist ein winziges OLED-Mikrodisplay, das aufgrund seiner intelligenten Backplane-Architektur extrem stromsparend arbeitet und zur Visualisierung der Daten dient. Wir haben das Display mit einem Infrarotsensor kombiniert und damit eine Wärmebildkamera realisiert, die sowohl die Körpertemperatur misst als auch das Ergebnis direkt über eine augennahe Visualisierung anzeigt."
Mit der OLED-Mikrodisplay-Technologie können extrem kleine Bauelemente in der Größenordnung kleiner 3 x 2 cm² umgesetzt werden, die zudem mit einer Dicke kleiner 5 mm inklusive des Steuerschaltkreises aufwarten. Die am Fraunhofer FEP entwickelte ultra-low power Konzeption der Displays kommt dem Prototypen des Wärmekamerasystems ebenfalls mit einem extrem geringen Stromverbrauch von kleiner 5 Milliwatt zugute.
Das System konvertiert die 2D-Informationen der ungekühlten Thermokamera in ein Farbbild, welches auf dem ultra-low-power Mikrodisplay in einer Auflösung von 320 × 240 Pixel, auf einer Displaydiagonale von 0,19 Zoll ausgegeben wird. Über einen Taster kann der angezeigte Temperaturbereich im Einhandbetrieb eingestellt werden.
Neben der Nutzung zur Temperaturüberwachung von Patientinnen und Patienten sowie Personen in Pandemiegeschehen ist die Entwicklung auch in anderen Bereichen künftig sinnvoll nutzbar. Die Kernkomponenten des Systems können problemlos in leichte, intelligente Brillen, Kopfbedeckungen, Kappen, persönliche Gesichtsschutzschilde oder Schutzausrüstung eingebettet werden. Anwendungen in der Katastrophenhilfe, der Brandbekämpfung oder auch bei der Fehlersuche in Industrieanlagen profitieren hierbei von den stromsparenden Displays und damit langer Akkulaufzeit. Für den Einsatz in hellen Umgebungen und bei direkter Sonneneinstrahlung bietet das Mikrodisplay-System hohe Leuchtdichten von bis zu 5000 cd/m².
COMPAMED.de; Quelle: Fraunhofer-Institut für organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik