Wissenschaftlicher Partner sind der Pflegewissenschaftler Prof. Thomas Beer von der Hochschule St. Gallen und Prof. Erwin Praßler, Informatiker und Experte für autonome Systeme an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Das technische System ist eine Art rollender Segway, auf dessen Lenkstange ein Tablet montiert ist. Das System namens "Double" der Firma Double Robotics wird per Pfeiltasten auf einem PC oder per Smartphone von den Angehörigen gesteuert. Das Forschungsteam wertet Videos aus dem Alltag mit dem Telepräsenz-Roboter aus und beobachtet die Interaktionen, ohne selbst zu intervenieren. Es handelt sich um eine qualitative Langzeitstudie. Datengrundlagen sind Beobachtungen, Protokolle, videografische Aufzeichnungen von Situationen. Flankierend wurden dazu Interviews mit Angehörigen, den Personen mit Demenz – soweit deren Situation dies zuließ – sowie mit Pflegekräften geführt.
"Die ersten Erkenntnisse weisen darauf hin, dass der Einsatz von Telepräsenz-Robotik sowohl von Personen mit Demenz wie auch den Angehörigen als überaus unterstützend empfunden werden kann", betont Prof. Bleses. So gingen die Projekt-Teilnehmenden äußerst innovativ mit dem System um: Sie wählten Mittagessen und Kleidung zusammen aus, tranken miteinander Kaffee, nahmen eine gemeinsame Mahlzeit ein oder leisteten sich einfach nur Gesellschaft.
Bei den Angehörigen beobachteten die Forscherinnen und Forscher neben Freude und Sicherheitsempfinden eine erhöhte emotionale Belastung, weil deutlich wurde, dass sich der Zustand der Mutter oder des Vaters verschlechtert hatte. "Solche Entwicklungen müssen wir mitdenken und im Blick behalten, um zu verhindern, dass die Angehörigen durch den Einsatz von Technik noch zusätzlich belastet werden", betont Prof. Bleses. Andererseits sei den Angehörigen aber auch klargeworden, wo es mehr Unterstützung für die Person und ein größeres Netzwerk an Helfern brauche.
Das Telepräsenz-System kann helfen, mit Pflegedienst oder Ärzten zu kommunizieren. "Wir sehen hier für Angehörige eine gute Möglichkeit, sich durch technische Systeme mit den professionellen Helfern zu vernetzen, ohne vor Ort sein zu müssen. Gerade das kann für erwerbstätige pflegende Angehörige eine große Unterstützung sein", sagt Prof. Bleses. Auch ließe sich zum Beispiel via Bildschirm klären, ob ein Verbandswechsel sofort erfolgen muss oder auf der nächsten Tour des ambulanten Pflegedienstes eingeplant werden kann. "Es ging und geht bei dem Projekt aber auf keinen Fall darum, professionelle Pflegepersonen durch Technik zu ersetzen, sondern vielmehr darum, nach Potenzial zu suchen, mit dem die Pflege unterstützt werden kann", betont die Pflegewissenschaftlerin.
COMPAMED.de; Quelle: Hochschule Fulda