Die experimentelle Realisierung dieser Messungen verlangt neueste Methoden der Nanofabrikation, um die hochqualitativen gekrümmten Mikrospiegel herstellen zu können. Außerdem ist sehr viel experimentelles Geschick gefragt, um Mikroresonatoren mit einer nanoskopischen Menge eines organischen Kristalls zu präparieren. Auch die Durchführung des Experiments stellt eine große Herausforderung dar, weil dieses bei einer Temperatur von -270°C durchgeführt werden muss, um die Wechselwirkung des Moleküls mit thermischen Anregungen der Umgebung zu minimieren. Trotz dieser niedrigen Temperaturen ist der optische Übergang des Moleküls nicht perfekt, der angeregte Zustand koppelt immer noch an eine Vielzahl von Übergängen. Hier kommt der Resonator ins Spiel. Das Photon zirkuliert mehrere tausend Mal zwischen den Spiegeln hin und her, so dass die Photon-Molekül-Kopplung 95 Prozent erreicht. Dem Team um Professor Sandoghdar gelingen zudem Messungen mit echten einzelnen Photonen, die in einem anderen Labor von einem zweiten Molekül produziert werden und über eine optische Lichtleitfaser an das Molekül im Resonator gekoppelt werden. Dieses Experiment markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu zukünftigen Quantennetzwerken.
Während der vergangenen Jahrzehnte wurden verschiedene Materialplattformen, wie neutrale Atome und Ionen in der Gasphase oder Quantenpunkte und Farbzentren im Festkörper untersucht, um sie in der Quanteninformationsverarbeitung zu verwenden. Bis jetzt weisen jedoch alle Systeme Defizite auf. Atome und Ionen im Ultrahoch-Vakuum zeigen hervorragende spektrale Eigenschaften, es ist jedoch sehr schwierig, diese effizient an eine optische Mode zu koppeln und daraus größere Netzwerke zu bauen. Festkörperemitter können andererseits relativ einfach in photonische Strukturen integriert werden, ihre spektrale Qualität ist jedoch aufgrund der Kopplung an ihre Umgebung nur mäßig. Trotzdem kann man sicher sein, dass neuartige Geräte basierend auf quantenmechanischen Effekten bald fester Bestandteil unserer Gesellschaft sein werden. Ein besonders vielversprechender, aber auch äußerst komplexer Zweig dieser neuen Quantentechnologien beschäftigt sich mit der Informationsverarbeitung – mit tatsächlich abhörsicherer Kommunikation oder radikal neuen Ansätzen zur Lösung rechnerisch schwieriger Probleme. Eine Strategie, die Quanteningenieure verfolgen, besteht darin, einzelne Quantenemitter, wie beispielsweise einzelne Atome, mit einzelnen Photonen zu verbinden. Die Ergebnisse des Teams aus dem Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts ebnen den Weg zu solchen Technologien basierend auf organischen Molekülen – in Zukunft möglicherweise auf Plastik-Chips.
COMPAMED.de; Quelle: Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts