Ausgangspunkt waren die Arbeiten von Ralph M. Steinman (Nobelpreis 2011) und anderer Wissenschaftler, die das Potential der dendritischen Zellen zeigten. Die Langerhans Zellen gehören dazu, und sind in der Lage eine Immunantwort auszulösen. Diese Erkenntnisse wurden in Folge für die Anwendung in der Krebstherapie weiterentwickelt und es konnte bewiesen werden, dass eine Immunantwort über künstlich eingebrachte Antigene erreicht werden kann. Spätere Arbeiten bestätigten dies und zeigten zudem, dass auch menschliche Langerhans Zellen in der Lage sind, das Immunsystem zu aktivieren, was für eine Impfstoffentwicklung über die Haut besonders interessant ist. Eine gezielte Lieferung von Immunmodulatoren an Langerhans Zellen wäre somit erwünscht. Dies wird aber durch das komplexe Umfeld der Haut, vor allem durch konkurrierende Fresszellen, den Makrophagen, in diesem Gewebe häufig erschwert oder sogar verhindert. So können Wirkstoffe, welche die Langerhans Zellen nun nicht mehr erreichen, durch Aufnahme in benachbarte Zellen zu ungewollten Nebenwirkungen führen.
Basierend auf Erkenntnissen zur Erkennung der natürlichen Zuckerliganden des Langerins wurde nun in der Arbeitsgruppe um Dr. Christoph Rademacher ein künstlicher Ligand entwickelt, welcher spezifisch an das Langerin auf Langerhans Zellen bindet. Dazu wurden synthetische Zucker im
Labor hergestellt und ihre Wechselwirkungen mit dem Rezeptor durch Kernresonanz
spektroskopie untersucht. Mit dieser Methode konnten die Forschenden bestimmen, welche Atome des Liganden mit welchen Anteilen des Rezeptors wechselwirken. Über diesen Struktur-basierten Ansatz gelangten sie dann zu einer Verbindung, die auf
Nanopartikeln verankert und getestet werden konnte. Bei diesen Partikeln handelt es sich um Liposomen, welche ohne den Liganden bereits seit vielen Jahren in der Klinik als Träger für verschiedene Wirkstoffe eingesetzt werden. Der Unterschied zu bestehenden Systemen ist nun, dass der Zucker-ähnliche Ligand eine spezifische Bindung an Langerhans Zellen ermöglicht. Die Untersuchungen an diesen Immunzellen wurden in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Assoz. Prof. Patrizia Stoitzner im Langerhans Zellforschung Labor an der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführt. Die Kooperation der beiden Gruppen konnte zeigen, dass die spezifische Aufnahme der Liposomen selbst in der komplexen Umgebung menschlicher Hautzellen aufrechterhalten bleibt. Zum Einsatz kamen dabei Methoden der
Durchflusszytometrie und der konfokalen
Mikroskopie.
Diese liposomalen Partikel stellen nun möglicherweise eine allgemein anwendbare Plattform dar, mittels derer die Forschenden am MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Zukunft an der Entwicklung von neuartigen Impfstoffen arbeiten können.
COMPAMED.de; Quelle: Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung