Der Aufruf "Make EU health research count" ist das Ergebnis einer Veranstaltung mit dem Titel "LifeTime meets industry", die im Oktober 2019 in Basel stattfand. Führende Wissenschaftler*innen in den Kerntechnologien der LifeTime-Initiative (Einzelzellanalyse, personalisierte Krankheitsmodelle, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen) trafen sich mit Vertreter*innen der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA) und 40 Unternehmen aus verschiedenen Branchen (Multiomics, Einzelzellenanalyse, Bildgebung, IT/Datenwissenschaften, Pharma/Biotechnologie und Diagnostik).
Der LifeTime Call for Action hat nun zehn Empfehlungen veröffentlicht und fordert die Entscheidungsträger*innen auf, den gesamten Innovationszyklus von der Entdeckung bis zur Umsetzung mit geeigneten Maßnahmen zu unterstützen. Innovative, evidenzbasierte Lösungen können nur auf der Basis eines substanziellen Budgets unter Horizon Europe realisiert werden. Diesem Budget drohen Kürzungen, es wird jedoch dringend in seiner vollen Höhe benötigt. Nur wenn sich die EU-Mitgliedsstaaten für ein starkes Horizon Europe einsetzen, können wir die EU-Gesundheitsforschung vorantreiben. Die Gesundheitsversorgung ist ein Eckpfeiler für Sicherheit, Freiheit, Wachstum und soziale Entwicklungen. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Unternehmen aus verschiedenen Branchen und die EFPIA haben sich mit Forschenden und Mediziner*innen aus ganz Europa zusammengetan und diesen Aufruf unterzeichnet.
Der LifeTime-Koordinator Professor Nikolaus Rajewsky und die Koordinatorin Dr. Geneviève Almouzni begrüßen die breite Unterstützung: "Es ist ermutigend, dass sich der öffentliche und der private Sektor in ihrer Sorge um den Haushalt und die Umsetzung von Horizon Europe einig sind. Dieser Aufruf ist eine starke Botschaft, um den Europäischen Rat und die europäischen Finanzminister davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, die Investitionen in die Gesundheitsforschung zu erhalten und sogar zu erhöhen."
Zehn Empfehlungen, um die EU-Gesundheitsforschung zu stärken
1. Umfangreiche EU-weite und nationale Investitionen, um Krankheiten auf molekularer, zellulärer und Systemebene besser zu verstehen und behandeln zu können;
2. ein einheitlicher Rahmen, der die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie über Disziplingrenzen hinweg fördert;
3. gemeinsame Projekte zwischen öffentlichem und privatem Sektor, die den gesamten biomedizinischen Innovationszyklus von der Grundlagenforschung über die Technologieentwicklung bis hin zur Implementierung in Krankenhäusern und in der Gesundheitsindustrie abdecken;
4. flexible neue Formen der Innovationsförderung, die sektorübergreifende Kooperationen zwischen den Branchen erleichtern sowie die den unterschiedlichen Entwicklungszeiten und Geschäftsmodellen Rechnung tragen;
5. umfassende Programme zur frühzeitigen Einführung von Technologien, die eine rasche Umsetzung auf EU-Ebene ermöglichen;
6. ein Netzwerk von Kompetenzzentren, das multidisziplinäre Wissenschaftler*innen mit Krankenhäusern verbindet;
7. eine digitale Infrastruktur, die große Datenmengen verarbeiten und fortschrittliche Methoden der Analyse, der KI und des maschinellen Lernens nutzen kann und dabei so skalierbar ist, dass sie Gesundheitsanwendungen ermöglicht;
8. Schulung und Ausbildung von medizinischem Personal, um die Einführung neuer Technologien zu fördern;
9. Förderung der Früherkennung von Krankheiten gemeinsam mit allen Akteur*innen, die an der Entwicklung und Bereitstellung von Therapien beteiligt sind;
10. öffentliche Aufklärung, um die Beteiligung der Gesellschaft an der digitalen Revolution in der wissenschaftsbasierten Medizin zu erleichtern.
COMPAMED.de; Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft