"Die enormen Innovationsschübe auf den Gebieten der Genomanalytik und der Molekularpathologie haben das Tor zur individualisierten Medizin weit aufgestoßen. Viele der Ansätze sind heute noch experimentell, doch sie werden bereits in wenigen Jahren Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen revolutionieren. Dank des engen Zusammenspiels von Ärzten und Wissenschaftlern gehört Dresden nicht nur bundesweit zu den Top-Standorten der Krebsmedizin. Um diesen Kurs fortsetzen zu können, brauchen wir dringend eine hochmoderne Infrastruktur, wie das Molekularbiologische Forschungslabor, dessen Richtfest wir heute feiern", sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums.
Im Sinne eines effizienten Betriebs der neuen Labors werden diese im Neubau konzentriert. Nebenflächen, wie Besprechungsräume, Umkleiden oder Toiletten entstehen im benachbarten Haus 43 – dem Sitz des Instituts für Pathologie. Damit wird eines der wenigen noch zur Verfügung stehenden Baufelder auf dem Klinikumscampus so effizient wie möglich genutzt. Als zentrale wissenschaftliche Plattform des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) steht ein Teil der Labore und Geräte des Neubaus allen onkologischen Forschungsgruppen des – von der Hochschulmedizin Dresden, dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und dem Deutschen Krebsforschungszentrum gemeinsam getragenen – Zentrums zur Verfügung. Zusammen mit einer ausgeklügelten, äußerst effizienten Raumplanung erwachsen daraus hohe Synergien.
Hauptnutzer der in dem Neubau untergebrachten molekularbiologischen Forschungslabors sind neben dem NCT/UCC zwei Institute, deren Aufgabengebiete sich in den vergangenen Jahren erheblich verändert haben. Noch vor zwanzig Jahren haben Genetiker kaum mehr leisten können, als einige wenige Erbkrankheiten anhand gezielter Genanalysen und körperlicher Untersuchungen zu diagnostizieren und die Behandlung von Symptomen zu begleiten. Mit der kompletten Entschlüsselung des menschlichen Genoms vor 16 Jahren wurde es möglich, im Genom von Patienten nach vererbbaren Krankheiten zu fahnden oder die Veranlagung beispielsweise für bestimmte Tumorerkrankungen zu identifizieren. Noch vor zehn Jahren dauerte eine solche Sequenzierung des Erbguts 24 Monate. Dank hochmoderner "Next Generation Sequencing"-Plattformen, wie sie in dem neuen Laborgebäude konzentriert beziehungsweise neu aufgestellt werden, reduziert sich diese Zeit auf wenige Tage. Die Bewertung der äußerst umfangreichen Sequenzdaten erfordert auch ein komplettes Umdenken in der Nutzung der IT-Technologie. Der Einsatz modernster Servertechnologie und bioinformatischer Software sowie nationaler und internationaler Datenbanken erfordern sogenannte in silico-Auswerteplätze und besonders beruhigte Arbeitsbereiche. "Unser Ziel ist es, für jeden im Uniklinikum behandelten Krebspatienten diese Technologien einzusetzen. Weiterhin können wir inzwischen für etwa 50 Prozent der Patienten mit einer genetisch bedingten Erkrankung die Ursache aufklären und damit den Weg zum Einsatz bereits vorhandener und zur Entwicklung neuer Therapien ebnen. Noch vor wenigen Jahren gelang das nur für etwa drei Prozent unserer Patienten– das bedeutet eine Revolution in der Medizin", sagt Prof. Evelin Schröck, Direktorin des Instituts für Klinische Genetik der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus und Direktorin der Core Unit für Molekulare Tumordiagnostik des NCT/UCC.
"Dank der molekularen Diagnostik wandelt sich auch das Aufgabenspektrum der Pathologie deutlich. Es geht nicht mehr allein darum, Grunddiagnosen durch das Anschauen von Gewebeproben zu stellen. Dank modernster Technologien können wir das Gewebe auf molekularer Ebene untersuchen. Bestimmte Veränderungen im Erbgut von Krebszellen ermöglichen den Einsatz zielgerichteter Therapien mit weniger Nebenwirkungen. Welche das genau sind, kann die Pathologie dank der morphomolekularen Diagnostik feststellen", sagt Prof. Gustavo Baretton, Direktor des Instituts für Pathologie des Dresdner Uniklinikums und Direktor der Core Unit für Molekulare Tumordiagnostik des NCT/UCC. Dank dieser Entwicklung wurden in den USA bereits 50 Medikamente zugelassen, die vorab einer genetischen Tumordiagnostik bedürfen. Diese Untersuchungen, die eng in die Erforschung und die darauf aufbauenden Studien eingebunden sind, werden in die neuen molekularbiologischen Forschungslabore konzentriert.
COMPAMED.de; Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden