Für die Beurteilung von Röntgenbildern brauchen Rheumatologen ein gutes Auge. Veränderungen an den Gelenken sind vor allem bei Rheuma im Frühstadium schwer zu erkennen. Bisher vergibt der Arzt für jedes untersuchte Gelenk Punkte, die sich zum sogenannte "Sharp-Score" addieren. Im Jahr 2013 konnte Dr. Pfeil in einer Studie zeigen, dass eine Computer-assistierte Gelenkspaltweitemessung (CAJSA) die Beurteilung der Fingergelenke verbessert. Zerstört eine rheumatische Entzündung den Gelenkknorpel, verengt sich der Gelenkspalt zwischen den Knochen. Dieser Abstand lässt sich mit der CAJSA und einem von Dr. Pfeil entwickelten Z-Score genauer beurteilen als mit dem Sharp Score. Die Wirksamkeit der Medikamente Leflunomid und Methotrexat war nur mit dem Z-Score frühzeitig erkennbar (Arthritis Research & Therapy 2013, 15: R27). Eine weitere Studie bestätigte die hohe Genauigkeit des CAJSA bei der Unterscheidung von gesunden und rheumatisch erkrankten Gelenken (Joint Bone Spine 2013; 80: 380-385).
Eine weitere Folge von entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen ist ein Knochenmineraldichteverlust im Bereich der entzündeten Gelenke. Die digitale Radiogrammetrie (DXR) als weiteres computer-basiertes Analyseverfahren ermöglicht eine präzise Messung der Knochenmineraldichte im Bereich der Hand. Auch hier ließen sich die Auswirkungen der Behandlung mit Leflunomid und Methotrexat besser beurteilen als mit dem Sharp Score (BMC Musculoskeletal Disorders 2015; 16: 155).
Die DXR kann auch genutzt werden, um die Gelenkveränderungen zu beurteilen, zu denen es bei einem Drittel aller Menschen mit der Schuppenflechte Psoriasis kommt. Mit der Software "BoneXpert" gelang es Dr. Pfeil in einer Studie, die verschiedenen Stadien der Erkrankung besser zu unterscheiden (Arthritis
Research & Therapy 2016; 18: 248).
Inzwischen setzen Rheumatologen die digitalen Techniken auch zur Beurteilung der modernsten Rheuma-Medikamente ein: Biologika können den Krankheitsverlauf stoppen und weitere Schäden am Gelenk verhindern. Dr. Pfeil zeigte dies in der RAPID 1-Studie, die schließlich auch die Grundlage für die Zulassung des Biologikums Certolizumab bildete. Die Analyse der Röntgenbilder mit der CAJSA-Software zeigte, dass sich der Gelenkspalt in den Fingergelenken unter der Behandlung mit Certolizumab nicht veränderte, während er unter einer konventionellen Therapie eine weitere Verschmälerung aufzeigte (Arthritis Research & Therapy 2020; 22: 229). Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine DXRAnalyse der Knochenmineraldichte (Rheumatoly International 2019; 39: 637-645).
COMPAMED.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.