Vielfach ist der Eingriff auch ohne einen großen Bauchschnitt möglich, was die Wundheilung verbessert und den Krankenhausaufenthalt verkürzt. Möglich sind hierbei auch robotische Methoden. "Trotz dieser hervorragenden Möglichkeiten, entscheidet weiterhin in hohem Maße die Erfahrung des einzelnen Chirurgen über die Qualität des Eingriffs. Unser Anspruch ist es, den Operateur künftig noch stärker bei seiner schwierigen Aufgabe zu unterstützen und die Qualität der Behandlung flächendeckend zu erhöhen", so Prof. Weitz.
Wissenschaftler am NCT/UCC, der VTG-Chirurgie des Uniklinikums Dresden und der Fakultät Elektro- und Informationstechnik der TU Dresden entwickeln daher im vom EKFZ geförderten Projekt "CoBot" ein computerbasiertes Assistenzsystem für robotergestützte Eingriffe am Enddarm. "Besonders wichtig ist, dass die richtige Information zur richtigen Zeit zur Verfügung steht. Der Operateur trifft jederzeit selbst die Entscheidungen. Das System unterstützt ihn nur, ähnlich wie ein Navigationssystem im Auto", erklärt Prof. Stefanie Speidel, Leiterin der Abteilung Translationale Chirurgische Onkologie am NCT/UCC.
Zur Entwicklung des Systems nutzen die Wissenschaftler ein künstliches neuronales Netz, das als Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz die Fähigkeit des Menschen nachahmt, anhand von Beispielen zu lernen. Den intelligenten Algorithmus versehen sie mit folgender mathematisch formulierter Aufgabenstellung: Ausgehend von der kontinuierlichen Analyse der Video-Bilder einer Operation sollen spezielle Strukturen in bestimmten Phasen der Operation angezeigt werden. "In den kommenden Monaten werden wir das System mit weiteren Daten füttern. Im nächsten Jahr soll es dann im Rahmen einer Studie bei realen Operationen getestet werden", sagt Dr. Fiona Kolbinger, klinische Projektleiterin von der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie und Clinician Scientist am EKFZ.
Risiken für schwerwiegende Nebenwirkungen lassen sich angesichts verbesserter Therapien auch durch schonende Behandlungskonzepte reduzieren. Denn Beeinträchtigungen der Kontinenz- und Sexualfunktion können nicht nur durch eine Operation, sondern auch durch eine Strahlentherapie hervorgerufen werden. Bei kleineren Tumoren, die noch nicht in tiefe Gewebeschichten vorgedrungen sind, ist es möglich, auf eine initiale Strahlentherapie zur Verkleinerung des Tumors zu verzichten. Bei größeren Tumoren kann hingegen in manchen Fällen ganz auf eine Operation verzichtet werden, wenn der Tumor durch die Strahlen-Chemo-Therapie komplett verschwindet. Bei diesen Patienten erfolgt dann eine sehr engmaschige Kontrolle, ob der Tumor zurückkehrt. "Um die individuell beste Lösung zu finden, besprechen am NCT/UCC Expertengremien aus Spezialisten verschiedener Fachrichtungen – sogenannte Tumorboards – die bestmögliche Behandlung jedes Einzelnen. Dies ist überaus wichtig, um die modernen Konzepte in die gesamte Behandlungsstrategie einzubetten und dabei auch die neuesten Entwicklungen der Diagnostik und der medikamentösen Behandlung einzubeziehen", sagt Prof. Gunnar Folprecht. Der Darmkrebs-Spezialist leitet den Fachbereich Onkologie der Medizinischen Klinik I des Uniklinikums Dresden.
COMPAMED.de; Quelle: Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC)